
Ein Menetekel
Menetekel sind heute wohl hauptsächlich in den Kommentarspalten der Zeitungen zu finden. Die Kommentatoren bedienen sich auffällig gern der Redewendungen, die uns aus der Bibel überkommen sind. Wenn es um Vorzeichen für schlimme Ereignisse geht, nennen sie das oft ein »Menetekel«.
Das Wort geht auf das biblische Buch Daniel zurück. Dort wird erzählt: Der babylonische König Belschazzar veranstaltet ein großes Festgelage. Dabei lässt er Gefäße herholen, die er aus dem Jerusalemer Tempel geraubt hat. Das mächtige babylonische Reich hatte kurz zuvor den kleinen jüdischen Staat erobert. Aus Übermut lässt der König die heiligen Gefäße als Trinkbecher missbrauchen. Kurz darauf sieht er, wie eine geisterhafte Hand etwas an die Palastwand schreibt: »Mene mene tekel u-parsin.«
Daraus wurde später in der Literatur das Menetekel. Der genaue Sinn dieser rätselhaften Worte ist bis heute unklar. Ein Jude, der sich am babylonischen Hof aufhielt, der weise Daniel, deutet die Schrift der geisterhaften Hand so: Die Herrschaft des Belschazzar geht zu Ende, das Reich zerfällt. Lapidar heißt es im Buch Daniel: »Noch in derselben Nacht wurde Belschazzar, der König der Chaldäer, getötet.«
- Alle Jubeljahre einmal
- Alles schon dagewesen / Nichts Neues unter der Sonne
- Alt wie Methusalem
- Am jüngsten Tag / Beim Jüngsten Gericht
- Asche aufs Haupt / In Sack und Asche gehen
- Auf Händen tragen
- Auf Herz und Nieren prüfen
- Auf Sand gebaut haben
- Aug um Auge, Zahn um Zahn
- Aus der Taufe heben
- Aus seinem Herzen keine Mördergrube machen
- Bei Adam und Eva anfangen
- Das Land, wo Milch und Honig fließen
- Das A und O
- Das gelobte Land
- David gegen Goliath
- Den ersten Stein werfen / Einen Stein gegen jemanden aufheben, werfen
- Der Benjamin sein
- Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach
- Der Kelch geht an jemandem vorüber
- Der Prophet gilt nichts in seinem Vaterlande
- Der Stein des Anstoßes
- Der »ungläubige« Thomas
- Die Ersten werden die Letzten sein
- Die fetten Jahre sind vorbei
- Die Leviten lesen
- Ein Buch mit sieben Siegeln
- Ein Herz und eine Seele
- Ein Koloss auf tönernen Füßen
- Ein Menetekel
- Ein Moloch
- Ein Pharisäer sein
- Ein salomonisches Urteil
- Eine Hiobsbotschaft
- Einen Denkzettel verpassen
- Es geschehen noch Zeichen und Wunder
- Es wird nicht ein Stein auf dem anderen bleiben
- Etwas fällt auf guten (fruchtbaren) oder schlechten Boden
- Feigenblatt / Listige Schlange
- Hände in Unschuld waschen
- Herrje, oh jemine
- Hochmut kommt vor dem Fall
- Im Adamskostüm
- Jemanden unter seine Fittiche nehmen
- Kainsmal
- Lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut
- Mit dem Mantel der Nächstenliebe zudecken
- Mit seinen Pfunden wuchern / Talent
- Nach mir die Sintflut
- Nicht ganz koscher sein
- Nur ein Lippenbekenntnis ablegen
- Pater noster
- Perlen vor die Säue werfen
- Schnöder Mammon
- Sein Licht (nicht) unter den Scheffel stellen
- Sein Scherflein beitragen
- Sich an die Brust schlagen
- Sodom und Gomorrha
- Tanz um das goldene Kalb
- Tohuwabohu
- Um Himmels willen / Ach, du lieber Himmel / Etwas stinkt zum Himmel
- Unter aller Kanone sein
- Unter die Räuber fallen / Der barmherzige Samariter
- Über den Jordan gehen
- Von Pontius zu Pilatus
- Wer andern eine Grube gräbt
- Wer's glaubt, wird selig
- Wie Schuppen von den Augen fallen / Vom Saulus zum Paulus
- Zu allem »Ja« und »Amen« sagen
- Zum Sündenbock machen / In die Wüste schicken
- Zur Salzsäule erstarren
Quellen
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