Der Nikolausbrauch

Ursprung und Tradition

Am Vorabend der 6. Dezember ist es bei uns üblich, dass Kinder ihre sauber geputzten Schuhe vor die Tür stellen und hoffen, dass der Nikolaus sie über Nacht mit Süßigkeiten füllt.

Wie sich dieser Brauch entwickelt hat und welche weiteren Traditionen es am Nikolaustag gibt, lesen Sie hier.

Tradition der Nikolaus-Verehrung

Die Verehrung des heiligen Nikolaus entwickelte sich zu Beginn des 6. Jahrhunderts unter dem römischen Kaiser Justinian. Dieser weihte ihm eine Kirche in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Über Griechenland breitete sich der Nikolaus-Kult bald bis in die slawischen Länder aus. Besonders in Russland wurde der heilige Nikolaus zu einem der beliebtesten Nationalheiligen. Ab dem 8. Jahrhundert findet sich die Nikolaus-Verehrung dann auch in Italien und wandert von dort aus auch nach Südeuropa und Mitteleuropa weiter.

In Deutschland wurde seine Verehrung im 10. Jahrhundert besonders durch Kaiserin Theophanu, die byzantinische Ehefrau des Kaisers Otto II., gefördert. Sie hatte zu ihrer Zeit großen Einfluss auf Kunst und Kultur des römisch-deutschen Reichs. Nikolaus sei einer ihrer »Lieblingsheiligen« gewesen. Es heißt, sie habe anlässlich ihrer Hochzeit sogar Reliquien aus Byzanz mitgebracht. Die Reliquien befinden sich noch heute im Dom von Worms.

Weitere Reliquien des heiligen Nikolaus und deren Überführung an andere Orte sind bekannt: Im Jahr 1087 wurden dessen Gebeine geraubt und in die italienische Stadt Bari gebracht – vermutlich, um die Handelsstadt über den Reliquienkult noch attraktiver zu machen.

Ein Fingerglied des heiligen Nikolaus wurde dann 1090 wieder nach Lothringen zurück überführt, wo einige Jahre darauf eine der ersten Nikolaikirchen erbaut wurde. Sie wurde schnell ein wichtiger Wallfahrtsort, der noch heute von vielen Pilgern besucht wird.

Das Nikolaus-Brauchtum in Deutschland

Entwicklung des Brauches

Das Kinderbischofsspiel

Dieser uralte Brauch wurde ursprünglich zum Fest der unschuldigen Kinder (28. Dezember) gefeiert. Mit der steigenden Popularität des heiligen Nikolaus im 13. Jahrhundert und Nikolaus, der u.a. auch der Schutzpatron der Kinder/Schüler ist, wurde es zu einem Festauftakt am Namenstag des Heiligen, dem 6. Dezember. Dabei konnte die gesamte Feier entweder bis zum 28. Dezember dauern oder aber es fanden am 28. Dezember abschließende Feierlichkeiten stattfanden. Das Fest bestand darin, dass ein Schüler durfte einen Tag lang als Bischof walten durfte. Dieser Kinderbischof wurde von den anderen Schülern und teils auch von den Klerikern selbst gewählt. Dieser führte dann, ausgestattet mit Chorgewand, Mitra und Stab, ein üppiges Fest sowie prunkvolle Umzüge durch. Mancherorts feierte der Kinderbischof sogar die Liturgie.

Seit dem 17. Jahrhundert wurde dem gütigen Nikolaus ein kritischer, oft angsteinflößender Begleiter mit dem Namen »Knecht Ruprecht« an die Seite gestellt.

Schiffchen setzen

Dieser Brauch aus dem 15. Jahrhundert geht auf die Stellung des heiligen Nikolaus als Schutzheiliger der Seefahrer und Schiffer zurück. Aus Papier wurden Nikolaus-Schiffe/-Schiffchen gebastelt, in welche der der Heilige seine Geschenke legen konnte. Die Schiffe wurden später von Schuhen/Socken bzw. dem Gabenteller abgelöst.

Einkehrbrauch

Nachdem sich der Nikolaustag durch die Reformation als »Kinderbeschenktag« an Bedeutung verlor, führte die Gegenreformation den Einkehrbrauch ein. So wurde wurde dem Fest eine christlich-pädagogisches Prägung gegeben. Der heilige Nikolaus kehrte demnach in jedes Haus mit Kindern ein und prüfte, ob sie brav und fromm waren. Die Guten erhielten eine Belohnung und die Ungezogenen eine Verwarnung. Diese Befragung geht auf das biblische Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Mt 25, 14-23) zurück. Darin wird drei Knechten Geld anvertraut, jeder von ihnen muss daraufhin rechtmäßig antworten, was er mit dem Geld gemacht habe.

Wurf-/Streuabend & Einlegebrauch

Bei diesen Bräuchen wurden am Nikolausabend Äpfel, Nüsse, Gebäck und Süßigkeiten in den Raum geworfen, in welchem sich die Kinder der Familie aufhielten oder die Gaben wurden über Nacht »eingelegt«. Dies leitet sich wahrscheinlich aus der bekannten Geschichte von den drei Jungfrauen ab, in welcher der heilige Nikolaus das Gold in die Kammer geworfen bzw. gelegt haben soll. Angeblich sollen sich die Goldklumpen in den zum trocknen aufgehängten Strümpfen verfangen haben. Daher stammt wohl auch die Tradition, am Nikolausabend Strümpfe bzw. Schuhe aufzustellen.

Brauchtum international

Nicht zuletzt durch die lange Geschichte der Verehrung des Heiligen Nikolaus und die zahlreichen Legenden, hat sich ein vielfältiges Brauchtum zur Feier des heiligen Nikolaus entwickelt. Ganz unterschiedlich sind die Traditionen in den verschiedenen Ländern. Einige der schönsten und spannendsten Bräuche stellen wir hier vor:

In Frankreich wird der Heilige Nikolaus mit einer Reihe an Umzügen gefeiert. Diese Tradition hängt eng mit der Anwesenheit der Reliquie des Heiligen Nikolaus in Saint-Nicolas-de-Port zusammen. Ihr wurden zahlreiche Heilungen und Wohltaten zugeschrieben, sodass das kleine Dorf schnell zu einem Wallfahrtsort wurde, der weit über die Grenzen Lothringens hinaus an Bedeutung erlangte.

Auf eines der Wunder geht die jährlich stattfindende Fackelprozession in der Basilika von Saint-Nicolas-de-Port zurück: Der Legende nach wurde der Lothringer Ritter von Réchicourt aus der Gefangenschaft der Sarazenen befreit, nachdem er jahrelang den Heiligen Nikolaus im Gebet angerufen hatte. Eines Tages im Winter, an einem 5. Dezember, erwachte der Ritter und stellte fest, dass er sich nicht mehr in seinem Gefängnis, sondern vor der Kirche in Saint-Nicolas-de-Port befand.

Ein Umzug findet am Samstag nach dem 6. Dezember statt und führt zur Basilika. Pilger und Einheimische feiern mit Priestern aus aller Welt gemeinsam diese besondere Messe in der dem Heiligen Nikolaus gedacht wird. Den Abschluss finden die Feierlichkeiten in der Fackelprozession. Während alle Gläubigen singen und eine brennende Kerze in der Hand halten, beginnen die Priester die Prozession, der sich nach und nach alle anschließen.

Und auch in anderen Städten, vornehmlich in Lothringen, wird das Nikolausfest ausgiebig zelebriert. In Nancy findet beispielsweise ein Volksfest zu Ehren des Schutzpatrons von Lothringen statt. Kinder erhalten kleine Geschenke und die Innenstadt ist festlich dekoriert.

In den Niederlanden und in Belgien ist das Nikolausfest gar bedeutender als Weihnachten. Die Feierlichkeiten um »Sinterklaas« und seinen Begleiter, den »Zwarten Piet«, beginnen bereits im November etwa drei Wochen vor dem eigentlichen Nikolaustag.

»Sinterklaas« reist mit dem Schiff aus Spanien an und landet jedes Jahr in einer anderen Hafenstadt. Dort wird er von zahlreichen Menschen sehnlichst erwartet. Viele Kinder sind als »zwarte Pieten« verkleidet und nehmen den Heiligen in Empfang. Die Ankunft wird sogar live im Fernsehen übertragen. In den folgenden Tagen zieht »Sinterklaas« mit seinen Begleitern durch verschiedene Städte und verteilt kleine Gaben.

Höhepunkt der Feierlichkeiten ist der Abend des 5. Dezembers, an dem sich Familien und Freunde gegenseitig beschenken. Traditionell klopft es am »packjesavond« (ndl. Päckchenabend) an der Tür eines jeden Hauses und die Kinder finden einen Sack mit ihren Geschenken vor, die der »Sinterklaas« hinterlassen hat. Eine besondere Wertschätzung kommt dabei der Verpackung der Geschenke bei. Sie sollen echte Überraschungen sein und so entstehen Jahr für Jahr selbstgebastelte, kleine Kunstwerke. Oft muss der Beschenkte auch ein eigens verfasstes »Sinterklaas«-Gedicht vortragen.

Unklar ist, warum »Sinterklaas« aus Spanien kommt. Die Anreise mit dem Schiff verweist auf den heiligen Nikolaus als Schutzpatron der Seefahrer.

Auch in Luxemburg ist der Nikolaustag für die Kinder wichtiger als Weihnachten. Hier wird der Heilige Nikolaus besonders als Patron der Kinder verehrt. Schulkinder haben sogar »Kleeschen«-Ferien. »Kleeschen« wird von »Houseker« begleitet, der Ruten an freche Kinder verteilt. Und nicht nur Geschenke erwarten die Kinder von »Kleeschen«: Schon etwa zwei Wochen vor dem Nikolaustag stellen sie ihre Schuhe jeden Abend vor die Tür, in der Hoffnung der Heilige Nikolaus möge Süßigkeiten verteilen.

 

In der Alpenrepublik finden die Begleiter des Nikolaus besondere Beachtung. »Krampus« heißt hier der Gegenpart zum Nikolaus. Die auch in Bayern bekannte Bezeichnung beschreibt die Gruselgestalten, die den Geschichten nach unartige Kinder bestrafen. Dazu gibt es auch weibliche Sagengestalten, die »Perchten«, die ebenfalls für Ordnung sorgen. Aus dem 19. Jahrhundert existieren Berichte, die wilde Krampus- und Perchtenläufe in verschiedenen Ortschaften schildern.

Eine Zeit lang gerieten die Umzüge in Vergessenheit, heute gelten sie wieder als beliebtes Kulturgut. Mit mancherorts hunderten Teilnehmern ziehen die Menschen verkleidet durch die Dörfer, begleiten den Nikolaus und erschrecken unartige Kinder. Die Kostüme sind furchterregend, aber entstehen teilweise in aufwendiger Bastelarbeit. Angst muss vor den Gestalten heute aber niemand mehr haben. Bestrafungen und die Verbreitung von Schrecken sind rein symbolisch.

Ähnlich geht es bei den Schweizern zu. Beim traditionellen »Klausjagen« (auch »Chlausjagen«) wird aber gar der »Samichlaus«, wie der Nikolaus von den Eidgenossen genannt wird, von den Klausjägern in weißen Hirtenhemden bei einem Umzug durchs Dorf geleitet. Der Name »Klausjagen« leitet sich aus der Geschichte der Umzüge ab. Als ursprünglich heidnischer Brauch zogen die Menschen mit Instrumenten lärmend durch die Orte, um böse Dämonen zu vertreiben. Nach der Christianisierung wurde das »Klausjagen« dem schon damals verehrten heiligen Nikolaus gewidmet, auch, um es in gesittete Bahnen zu lenken.

Das größte und bekannteste »Klausjagen« findet jedes Jahr in Küssnacht statt. In dem schweizerischen Ort wurde 1928 auch die St. Niklausengesellschaft gegründet, die den Umzug organisiert. Jährlich zieht das Spektakel um die 20.000 Zuschauer an. Sie können beobachten, wie der »Samichlaus«, seine Begleiter, die »Schmutzli« und einige Esel, von den Kindern aus einer Hütte abgeholt werden. Einige Tage später, am 5. Dezember, findet dann der Umzug statt: Am Abend versammeln sich über 1.000 Klausjäger und die Straßenbeleuchtung wird abgeschaltet. Mit ohrenbetäubendem Lärm, der durch die ausschließlich traditionellen Instrumente erzeugt wird, zieht die Gesellschaft durch den Ort. Ganz besonders eindrücklich sind dabei die Iffelen, aus Karton oder Holz und Seidenpapier gefertigte Kopflaternen in der Form eines Bischofshuts.

In den meisten slawischen Ländern ist der Heilige Nikolaus der Schutzpatron der Familie und so wird der Tag besonders feierlich begangen. Besonders in der orthodoxen Kirche genießt der Heilige einen hohen Stellenwert, der angemessen gefeiert wird.

In anderen Gegenden haben sich Bräuche etabliert, in denen sich der Heilige Nikolaus mit dem Weihnachtsmann vermischt hat. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich der »Santa Claus« der in den USA Kinder beschenkt und einst durch Coca-Colas berühmt wurde. Mit dem heiligen Nikolaus hat diese Figur aber nichts gemein. In Russland beschenkt »Väterchen Frost« die Kinder zu Neujahr. Die Figur ist eine Märchengestalt, die im 20. Jahrhundert entstand und Anleihen beim Heiligen Nikolaus nahm. Begleitet wird »Väterchen Frost« von seiner Enkelin »Schneeflocke«. In Italien bringt eine gänzlich anders entstandene Figur die Präsente. Die Hexe »Befana« fliegt dem italienischen Volksglauben nach in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar auf der Suche nach dem Jesuskind auf einem Besen von Haus zu Haus.

Patronate

Die vielen Legenden um den heiligen Nikolaus führten schon im Mittelalter dazu, dass ihn sich viele Berufsgruppen, Personen, Städte, Länder und andere zum Schutzpatron auserkoren. So ist Nikolaus etwa der Beschützer der Kinder, Ministranten und Studenten, aber auch der Seefahrer, der Kaufleute, Apotheker, Gefängniswärter – und interessanterweise ebenfalls der Patron der Diebe und Verbrecher.

Für die Länder Kroatien, Russland und Serbien, sowie für Süditalien und Lothringen ist der heilige Nikolaus der Nationalheilige.

Viele Kirchen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und vielen weiteren Ländern bis hin zu den Vereinigten Staaten von Amerika haben Nikolaus-Patrozinien. Sie tragen entsprechend den Namen Nikolaikirche, St. Nikolai, St. Niklas oder St. Nikolaus. Meist findet man Nikolaikirchen in Hafenstädten und Hansestädten oder Städten mit ehemals großen Kaufmannsvierteln. Aus diesem Grund stehen besonders in norddeutschen Küstenstädten noch viele Gotteshäuser, die sich dem heiligen Nikolaus zum Patron erwählt haben. Das sind etwa Rostock, Lübeck, Greifswald, Stralsund, Wismar, aber auch küstennahe Städte in Niedersachsen, Hamburg, Bremen und viele andere mehr. Die Liste der Nikolaikirchen reicht hinunter bis nach Süddeutschland.

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Quellen