»Mord in der Klosterkapelle« - ein Kneipp-Krimi
Ein Interview mit Andrea Timm und Christhard Lück
Passend zum Kneipp-Jahr 2021 hat das Autorenduo Andrea Timm und Christhard Lück einen spannenden und temporeichen Krimi geschrieben, in dem es um mehr geht als Wassertreten, Wechselgüsse und kalte Wickel. Im Interview erzählen die beiden Autoren, wie dieser fesselnde Krimi um das Erbe des Sebastian Kneipp entstanden ist.

Vivat!: Wie bewerkstelligt man es, zu zweit ein Buch zu schreiben? Wie organisieren Sie sich?
Andrea Timm: Wer sich das so vorstellt, dass wir zu zweit vor einem Rechner sitzen und uns gegenseitig die Sätze zuwerfen, liegt falsch. Das reine Schreiben passiert im mehr oder weniger stillen Kämmerlein in Einzelarbeit. Zu zweit diskutieren wir den Plot, entwerfen die Szenen und entwickeln die Charaktere. Das geschieht ganz klassisch mit Stift und Papier.
Christhard Lück: In den reinen Schreibphasen sehen wir uns kaum, obwohl wir in direkter Nachbarschaft zueinander wohnen. Konkret arbeiten wir an ein und derselben Datei, nur zu anderen Zeiten und mit anderen Schriftfarben. Andrea Timm hat blau, ich habe rot. Zusätzlich gibt es noch verschiedene Grüntöne für Änderungen und Stellen, die wir beide nochmal überdenken wollen.
Christhard Lück und Andrea Timm: Die Diskussions- und Planungsphasen – meistens draußen auf der Terrasse – empfinden wir beide immer als sehr motivierend.
Vivat!: Sind Sie sich über den Verlauf der Geschichten immer einig, oder wie entscheiden Sie über den Fortgang der Handlung?
Andrea Timm: Wir spielen für jede Szene sehr viele Varianten durch und finden in der Fülle von Ideen immer etwas, was uns beiden zusagt.
Christhard Lück: Spannend ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich während des Schreibprozesses oft noch Dinge anders entwickelt haben, als ursprünglich geplant.
Vivat!: Der neue Krimi »Mord in der Klosterkapelle« spielt in einem Kloster in Bayern, in dem gleichzeitig eine Art Kurbetrieb herrscht. Waren Sie selbst einmal Gäste in einem Kloster?
Christhard Lück: Ich durfte tatsächlich vor einigen Jahren einen Aufenthalt in Bad Wörishofen genießen. Dort war ich ganz nah dran an Kneipp und seiner Gesundheitslehre. Eine besondere Erinnerung ist für mich eine Schachpartie mit einem Priester. Vielleicht ist bei der Gelegenheit auch der Grundstein für unseren Krimi gelegt worden, wer weiß ...
Andrea Timm: Auch ich habe als junge Erwachsene mehrmals die Gastfreundschaft eines Kloster erlebt, u.a. in Meschede, in Himmerod und in Cluny. Als besonders beeindruckend habe ich den Aufenthalt als Firmkatechetin im Schweigeorden in Cluny empfunden. Eine meiner Großtanten lebte bei den Ursulinen in Attendorn. An all diesen Orten strahlten die Schwestern auf mich eine bewundernswerte innere Ruhe und Achtsamkeit aus.
Vivat!: Die Anwendungen von Sebastian Kneipp wie Wassertreten und Heusäcke spielen eine wichtige Rolle im Krimi. Was macht Kneipp für Sie interessant?
Christhard Lück: Eine sehr skurrile Erinnerung ist für mich die Heusack-Anwendung. Da wird man in den frühen Morgenstunden geweckt, bekommt einen Heusack auf den Leib gelegt, und die Schwester verschwindet mit einem »Gelobt sei Jesus Christus.«
Andrea Timm: Für mich war Kneipp vor dem Krimi Nr. 3 derjenige, dem ich die erfrischenden Wasserbecken auf Wanderungen in Süddeutschland zu verdanken habe. Jetzt ist er die kleine Playmobil-Figur, die für mich all das symbolisiert, was ich über Kneipp inzwischen erfahren habe. Über seine immer noch aktuelle Gesundheitslehre, über seine eigene Heilung durch Wasser und seine tiefe Überzeugung, die Welt besser machen zu können.
Christhard Lück: Je mehr ich über ihn gelesen habe, desto ambivalenter zeigte sich sein Charakter. Er war ein Menschenfreund, konnte aber mitunter sehr schroff sein. Er hatte fortschrittliche Ideen und konservative Wertvorstellungen. Die Liste geht noch lange weiter. Besonders fasziniert hat mich, dass Kneipp die innere Balance durchaus theologisch meint, also nicht zuletzt im Gebet.
Vivat!: In dem Buch geht es auch um Briefe des Paters Kneipp an Papst Leo XIII. Was ist daran wahr und was ist fiktiv?
Andrea Timm: Briefe von Kneipp haben in unserer Handlung eine Schlüsselbedeutung. Der komplette Briefwechsel mit seinem Freund Philipp Karl Köberlin stammt allerdings aus unserer Feder. Wir haben versucht, den Stil der Zeit und den Charakter Kneipps mit diesen Briefen zu treffen und hoffen, dass uns das einigermaßen gelungen ist. Am Ende des Buches weisen wir nochmal darauf hin, wo Historie aufhört und Fiktion beginnt. Dort erfahren die Leser auch, dass Philipp Karl ein erdachter Spross der Familie Köberlin ist. Die Korrespondenz mit Papst Leo XIII. lassen wir nur indirekt auftauchen.
Christhard Lück: Kneipp hat viel geschrieben und befand sich in regem schriftlichen Austausch mit Männern wie auch Frauen. Die Briefe, die wir selbst erdacht haben, sind in der Formulierung und auch inhaltlich im historischen Kontext vorstellbar.
Vivat!: Was sind Ihre Pläne mit dem Ermittlerduo Svea Norden und Fritjof Harmsen, die nun schon ihren dritten Fall lösen. Ist ein vierter Band geplant?
Andrea Timm: Auf jeden Fall! Unsere Leser sind sehr neugierig, wie es mit Svea und Fritjof weitergeht. Ich übrigens auch ...
Christhard Lück: Bei Band 4 wird das Thema Fußball in den Fokus rücken. Fußball hat für viele Menschen eine wichtige Bedeutung, da gibt es viele Anknüpfungspunkte.
Christhard Lück und Andrea Timm: Für uns ist es sehr spannend, wieder neue Stimmungen einzufangen. Die Fußball-EM bietet sich dafür geradezu an. Erste Szenen sind bereits skizziert. Derzeit überlegen wir, wie wir die angedachten Opfer möglichst elegant ins Jenseits befördern.
Quellen
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